Die Grundregel also lautet: ‚Die Landschaft ist ein Konstrukt’. Und mit diesem (…) Wort soll nichts anderes gesagt sein, als dass die Landschaft nicht in den Erscheinungen der Umwelt zu suchen ist, sondern in den Köpfen der Betrachtenden.
Lucius Burckhardt
Fanny Brandauer erschafft mit dem Landschaftslabor ein bühnenähnliches, begeh- und erlebbares Environment, das durch seine Ästhetik Wissenschaftlichkeit suggeriert – und bewusst damit spielt. Die installative Arbeit vereint inhaltliche Grundlagen und Methoden der Landschaftswissenschaften (Vegetationsökologie, Pflanzensoziologie, Botanik) mit dem künstlerischen Experiment. Gleich einer Laborprobe wird Landschaft hier in ihre Bestandteile zerlegt, analysiert, systematisiert und im Innenraum sinnlich erfahrbar gemacht.
Ein Stück Landschaft wird seinem „natürlichen“ Umgebungskontext entrissen, isoliert und im Innenraum rekontextualisiert. Durch den Transfer in den Innenraum wird der Wahrnehmungsfokus verschwenkt und der Blick geschärft. Er richtet sich auf höchstkonzentrierte Landschaftsessenzen in einem räumlich abgeschlossenen Umfeld und lässt diese zum alleinigen Betrachtungsgegenstand werden. Im Außenraum gewöhnlich, erscheint Landschaft im Innenraum außergewöhnlich. Welche Erinnerungen ruft sie in uns hervor? Welche Geschichten erzählt sie uns? Welche Assoziationsräume öffnet sie für uns? Was passiert, wenn man Landschaft als komplexes System in den Innenraum transferiert? Ist es dann noch Landschaft und wenn ja, wie sieht diese aus?
Wider das tradierte Vorstellungsbild der Landschaft als romantische Wald- oder Wiesenidylle ist der Betrachtungsgegenstand des Landschaftslabors ein Stück Stadtnatur. Der Begriff der Stadtnatur, als Biotop und städtischer Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten, ist jung und stammt aus dem Forschungsfeld der Stadtökologie. In der allgemeinen Auffassung nahezu unsichtbar, zählen dazu Brachen, Ruderal- und Sukzessionsflächen, spontan gewachsene Stadtwäldchen und stillgelegte Gleisanlagen. Auf den ersten Blick mögen sie „unaufgeräumt“ wirken – sie schmeicheln dem Auge nicht. Doch es lohnt sich innezuhalten und etwas genauer hinzublicken. Ihre Biodiversität ist einzigartig und ihre Anpassungsfähigkeit enorm – sie sind die Punks der Florenwelt und Boten aus unserer städtischen Zukunft.
Die mediale Übersetzung der untersuchten Landschaft in den Innenraum findet neben fotografischen und auditiven Aufnahmen auch über die olfaktorische Komponente statt. Mittels Mazerieren und Wasserdampfdestillation wurden Landschaftsgerüche hergestellt. Um Erkenntnisse über die botanischen und pflanzensoziologischen Spezifika des betrachteten Areals zu gewinnen, wurde eine Fläche von ca. 17m² abgesteckt, bestimmt und tabellarisch festgehalten. Dafür wurde eine vereinfachte Form der Methode der Vegetationsaufnahme nach J. Braun-Blanquet angewendet.
Exhibition 2023, Pathos Theater Munich
Funded by: Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR
Participation: Flower Power Festival Munich
Graphic design: Carina Güttler & John Haag
Typeface: HAL Four Grotesk by Studio hanli
Sound piece: Christian Erdt, Florian Wulff
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Die Grundregel also lautet: ‚Die Landschaft ist ein Konstrukt’. Und mit diesem (…) Wort soll nichts anderes gesagt sein, als dass die Landschaft nicht in den Erscheinungen der Umwelt zu suchen ist, sondern in den Köpfen der Betrachtenden.
Lucius Burckhardt
Fanny Brandauer erschafft mit dem Landschaftslabor ein bühnenähnliches, begeh- und erlebbares Environment, das durch seine Ästhetik Wissenschaftlichkeit suggeriert – und bewusst damit spielt. Die installative Arbeit vereint inhaltliche Grundlagen und Methoden der Landschaftswissenschaften (Vegetationsökologie, Pflanzensoziologie, Botanik) mit dem künstlerischen Experiment. Gleich einer Laborprobe wird Landschaft hier in ihre Bestandteile zerlegt, analysiert, systematisiert und im Innenraum sinnlich erfahrbar gemacht.
Ein Stück Landschaft wird seinem „natürlichen“ Umgebungskontext entrissen, isoliert und im Innenraum rekontextualisiert. Durch den Transfer in den Innenraum wird der Wahrnehmungsfokus verschwenkt und der Blick geschärft. Er richtet sich auf höchstkonzentrierte Landschaftsessenzen in einem räumlich abgeschlossenen Umfeld und lässt diese zum alleinigen Betrachtungsgegenstand werden. Im Außenraum gewöhnlich, erscheint Landschaft im Innenraum außergewöhnlich. Welche Erinnerungen ruft sie in uns hervor? Welche Geschichten erzählt sie uns? Welche Assoziationsräume öffnet sie für uns? Was passiert, wenn man Landschaft als komplexes System in den Innenraum transferiert? Ist es dann noch Landschaft und wenn ja, wie sieht diese aus?
Wider das tradierte Vorstellungsbild der Landschaft als romantische Wald- oder Wiesenidylle ist der Betrachtungsgegenstand des Landschaftslabors ein Stück Stadtnatur. Der Begriff der Stadtnatur, als Biotop und städtischer Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten, ist jung und stammt aus dem Forschungsfeld der Stadtökologie. In der allgemeinen Auffassung nahezu unsichtbar, zählen dazu Brachen, Ruderal- und Sukzessionsflächen, spontan gewachsene Stadtwäldchen und stillgelegte Gleisanlagen. Auf den ersten Blick mögen sie „unaufgeräumt“ wirken – sie schmeicheln dem Auge nicht. Doch es lohnt sich innezuhalten und etwas genauer hinzublicken. Ihre Biodiversität ist einzigartig und ihre Anpassungsfähigkeit enorm – sie sind die Punks der Florenwelt und Boten aus unserer städtischen Zukunft.
Die mediale Übersetzung der untersuchten Landschaft in den Innenraum findet neben fotografischen und auditiven Aufnahmen auch über die olfaktorische Komponente statt. Mittels Mazerieren und Wasserdampfdestillation wurden Landschaftsgerüche hergestellt. Um Erkenntnisse über die botanischen und pflanzensoziologischen Spezifika des betrachteten Areals zu gewinnen, wurde eine Fläche von ca. 17m² abgesteckt, bestimmt und tabellarisch festgehalten. Dafür wurde eine vereinfachte Form der Methode der Vegetationsaufnahme nach J. Braun-Blanquet angewendet.
Exhibition 2023, Pathos Theater Munich
Funded by: Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR
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Graphic design: Carina Güttler & John Haag
Typeface: HAL Four Grotesk by Studio hanli
Sound piece: Christian Erdt, Florian Wulff
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